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Sterben ohne Angehörige: Würdevoller Abschied in Lüneburg

Immer häufiger sterben Menschen ohne Angehörige. Die Kommunen kümmern sich dann um die Beerdigungen. Es gibt auch Angebote, die einen würdevollen Abschied ermöglichen.
Sterben ohne Angehörige
Die Grabstellen der Tobias-Gemeinschaft auf dem Friedhof Lüneburg. © Philipp Schulze/dpa

Nicht jeder Mensch hinterlässt trauernde Familienmitglieder und Freunde. Immer häufiger kümmern sich die Kommunen in Niedersachsen um die Beerdigungen, wenn Menschen ohne Angehörige sterben. Menschen, die am Ende ihres Lebens allein sind, bleiben es oft auch bei ihrer Beerdigung. So ist die Zahl der «Ordnungsamtsbestattungen» auf einem anonymen Gräberfeld in Hannover nach Angaben der Stadt von 281 in 2019 auf 443 im vergangenen Jahr gestiegen.

Um einen würdevollen Abschied zu ermöglichen, gibt es in einigen Städten wie Lüneburg und Göttingen Initiativen, die sich um Begräbnisse von verarmten oder einsamen Menschen kümmern. In Göttingen ist das die Tobiasbruderschaft, eine Gruppe von christlichen Männern, die Begleiter auf dem letzten Weg sein wollen. Nach diesem Vorbild gründete sich in Lüneburg vor fünf Jahren die Tobias-Gemeinschaft, ein ökumenischer Zusammenschluss mit dem Ziel, den Abschied auf dem Friedhof ohne Zeremonie und anonym zu vermeiden.

«Wir fragen nicht nach der Konfession», sagt Kerstin Herrschaft, Pastorin der Paulusgemeinde Lüneburg. Oft hätten die Verstorbenen ganz spartanisch gelebt, es seien auch Obdachlose darunter. «Irgendwann gab es einen Kipppunkt im Leben, sie verfügen über kein Geld.» Wer keine bestattungspflichtigen Angehörige wie Kinder und Enkelkinder hat, für den zahle das Ordnungsamt. Auf dem Waldfriedhof gibt es einen kleinen Bereich, wo die Namen der Verstorbenen auf Stelen bei den Gräbern nachzulesen sind.

In der «Landeszeitung» der Hansestadt erscheint zu jeder vierteljährlichen Tobias-Bestattung eine kostenlose Gemeinschaftsanzeige für die Verstorbenen. «Da klingelt montags das Telefon bei mir», erzählt Herrschaft. «Kann das meine Cousine, mein Cousin sein?», lautet eine Frage. Manche entfernten Verwandten oder Freunde suchen seit Jahren nach einem Kontakt. «Insgesamt nimmt es zu. Menschen werden einsamer, Kontakte zur Familie sind abgebrochen», erzählt die Pastorin.

Tobias gilt als Patron der Totengräber. Der Legende nach wurde er selbst verfolgt und musste Not leiden. Trotzdem hat er Verstorbene begraben - unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer religiösen Überzeugung oder ihres Besitzes.

Nach dem Niedersächsischen Bestattungsgesetz sollen Leichen in der Regel innerhalb von acht Tagen bestattet oder eingeäschert worden sein. Sorgt niemand innerhalb dieser Frist für die Bestattung, übernehmen die Kommunen die Einäscherung und Beisetzung. Die Kosten werden von der Stadt getragen. Wenn im Nachgang noch bestattungspflichtige Angehörige oder Erben ermittelt werden, so werden diese aufgefordert, die Bestattungskosten zu erstatten, heißt es aus der Landeshauptstadt. Art und Ort der Bestattung sollen dem Willen der verstorbenen Person entsprechen. Da dieser Wille oftmals nicht bekannt ist, wird die Urne auf einem anonymen Gräberfeld beigesetzt.

© dpa
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